Montag, 10. Juni 2013

KAPITEL 8


Kapitel 8

Am nächsten Tag, etwa eine halbe Stunde nach meiner üblichen Mittagspause, rief Neil mich in sein Büro.
Er hatte sich von einem eleganten Catering Service Sushi liefern lassen. Mein Magen grummelte schon den ganzen Morgen und ich fragte mich, ob unsere „Freunde“ Regelung auch zuließ, dass ich ihm sein Mittagessen wegschnappte und alles alleine aß.

Eine Viertelstunde vor dem Mittag hatte er einen riesigen Stapel Briefe auf meinem Schreibtisch abgelegt und gesagt: „Die müssen wirklich noch heute raus. Könnten sie vielleicht ihre Mittagspause verschieben und sich darum kümmern?“
„Gar kein Problem.“ hatte ich ihm versichert. Innerlich hatte ich ein paar sehr lieblose Gedanken über meinen Chef.
Nachdem ihm der Lieferjunge sein Mittagessen ausgepackt und serviert hatte, hatte Neil mich in sein Büro gerufen und mir wurde klar, warum er mich noch da behalten hatte.
Sein gesamter Schreibtisch war abgeräumt worden und er saß in seinem schwarzen Stuhl, das Jacket abgelegt, die Ärmel aufgerollt und wie immer ohne Krawatte.
Ein Festmahl, bestehend aus Sashimi und Sushi Rollen, von dem mehr als eine Person vernünftig essen konnte, auf grazilem Geschirr arrangiert, stand auf dem Schreibtisch. 
Mir lief das Wasser im Mund zusammen und ich versuchte mich selbst davon zu überzeugen, der Grund dafür wäre, wie gut Neil heute aussah - das tat er wirklich - aber es war eben doch größtenteils wegen dem leckeren Essen.
„Mach die Tür zu und schließ ab.“
Sein Ton lenkte sofort meine Gedanken von meinem leeren Magen auf mein leeres... anderes Organ. Ich verriegelte die Tür und nahm mir eine Sekunde zum durchatmen, bevor ich mich zu ihm umdrehte.
„Hast du schon gegessen?“ fragte er, mit seinen Essstäbchen gestikulierend.
Ich schüttelte meinen Kopf: „Nein, jemand fragte mich, ob ich mein Mittagessen auf halb zwei verschieben könnte.“ erinnerte ich ihn.
Er zwinkerte mir zu. „Jetzt kennst du ja meine hinterhältigen Absichten. Setz dich.“
Ich legte meine Hände auf die Rückenlehne des Stuhls, der ihm gegenüber stand und er sagte: „Nein, nicht da.“
Ich hielt inne, unsicher was er wollte. Erwartete er, dass ich seine Schoß sitzend Sushi aß? Die Idee war nicht unattraktiv, aber eine wenig klischeehaft. „Wird das so eine abgedrehte Sache, den Dominanten wie ein Tuch mit meinem Körper zu bedecken?“
Er spöttelte: „Du solltest mich zum jetzigen Zeitpunkt gut genug kennen, um mir zu vertrauen.“ Er schob einen schwarzen, quadratischen Teller mit einer fast einschüchternden Menge geschnittener Rollen zur Seite und klopfte auf den Tisch. „Hoch mit dir.“
Ich sah an mir hinunter. Mein elfenbeinfarbenes Spitzenkleid mit dem weitschwingenden Rock hatte nicht gerade die richtige Länge, um sittsam auf einem Tisch zu sitzen. Aber ich hatte so ein Gefühl, dass sein Ziel nicht wirklich Sittsamkeit war.
Ich schob mich an ihm vorbei und hüpfte auf den Tisch, sorgsam darauf achtend, mich weder auf einen der Teller zu setzen, noch mit einer Hand im Essen zu landen. Etwas zimperlich kreuzte ich meine Fußgelenke übereinander und blickte ihn erwartungsvoll an.
„Was meinst du damit, dass ich dich zum jetzigen Zeitpunkt gut genug kennen sollte? Offiziell haben wir uns am Montag kennengelernt und jetzt haben wir erst Freitag.“
„Ich denke, wir haben eine gute Portion Kennenlernen in unsere gemeinsame Nacht gepackt.“ Er schob seine Hand zwischen meine Knie und drückte meine Beine auseinander. „Spreizen.“
Ich atmete zitternd ein. Unter dem Kleid trug ich einen cremefarbenen Slip aus Spitze. Das war keine absichtliche Verführungstaktik, ich mochte es nur manchmal, wenn meine Unterwäsche zu den Kleidern darüber passten.
Aber der Slip war fürchterlich dünn und fürchterlich knapp. Wenn ich meine Beine spreizte, würde er mehr zu sehen bekommen, als einen normalen Höschen Blitzer.
„Was ist mit ,nicht im Büro herummachen‘ passiert?“ fragte ich und erlaubte ihm, meine Beine langsam auseinander zu schieben.
„Ich bin mir sicher, ich habe nie gesagt, wir würden nie im Büro herummachen. Nur dass wir dabei diskret sein müssen.“ Seine großen Hände ruhten auf den Innenseiten meiner Oberschenkel und ich keuchte auf, als er sie weiter öffnete und mich seinem Blick offenlegte. „Ausserdem bin ich mir auch sicher, dass ich nicht gesagt habe, dass wir jetzt herummachen werden.“
„Erklär mir bitte, wie das hier nicht herummachen ist?“ Um ein Stöhnen zu unterdrücken, biss ich mir auf die Lippe, als seine Fingerspitzen über das hauchdünne Material meines Slips glitten.
Abrupt zog er seine Hände weg und griff nach dem Teller, den er beiseite geschoben hatte. Er platzierte ihn zwischen meinen gespreizten Beinen auf dem Tisch und nahm seine Essstäbchen wieder zur Hand.
Dann sah er zu mir auf als wäre nichts und unterdrückte, was ohne Zweifel das eingebildetste Grinsen in der Geschichte der Männlichkeit geworden wäre. „Wir essen zu Mittag.“
Er hob ein Stück einer Rolle und ich musste mich physisch zurückhalten, um nicht wie ein verhungernder Hund danach zu schnappen. In der Sekunde, als der kühle Reis und das Soja Papier meine Zunge berührten, raunte ich dankbar.
„Tut mir leid, dass ich dich so lange warten ließ.“ sagte er, ehrlich schuldbewusst. „Aber ich wollte mit dir zu Mittag essen. Ich hatte gehofft, am Wochenende Zeit mit dir zu verbringen, aber Emma ist von heute Abend bis Montag Morgen in der Stadt und solange sie hier ist, möchte ich soviel Zeit wie möglich mit ihr verbringen.“
Mir wurde es schwer ums Herz. Insgeheim hatte ich gehofft, dass er am Wochenende wieder mit mir schlafen wollen würde, aber ich hatte nicht darauf gedrängt.
Wir wollten es ja locker halten und da ich nicht diejenige war, die eine stressige Scheidung durchzustehen hatte, würde ich ihm die Führung überlassen. Es war ja nicht so, als ob ich von ihm erwartete, dass ich ihm wichtiger als seine Tochter wäre.
Ich schluckte, bevor ich antwortete. „Kein Problem. Sollte verschobene Befriedigung nicht eigentlich antörnend sein?“
„Um sechs Jahre verschoben?“ Er schenkte etwas gekühlten Sake aus einer Keramikkaraffe ein und reichte mir eine Tasse, stieß mit seiner eigenen gegen meine, bevor er einen Schluck nahm. 
Trinken wir wirklich Alkohol während der Arbeitszeit? fragte ich mich selbst. Ach was. Wenn du in Rom bist...
Er fütterte mich mit zwei weiteren Scheiben, jede mit deutlich anderem Geschmack und anderer Textur. Als eine Mahlzeit war das sehr viel besser als der Salat, den ich mir in der Gebäudecafeteria hatte besorgen wollen. Als eine sexuelle Erfahrung...
Jedes Mal wenn er sich bewegte, strich er gegen meine nackten Beine. Als er an mir vorbei nach etwas anderem griff, berührte sein Ärmel meinen Oberschenkel. Seine Fingerknöchel glitten an meinem Knie hinauf, als er Sushi vom Teller nahm. 
Der gesamte Prozess war eine Übung in Frustration. 
Alles was ich mir von ihm wünschte war, dass er meinen Slip beiseite schob und seine Finger in mich stieß. Aber das war etwas, das er wohl nicht zu tun geneigt war.
Mir fiel der Teller mit den Sashimi und den kalten Scheiben rohen, roten Thunfischs auf.
Da fügte sich in meinen Gedanken eine sehr bizarre Assoziation zusammen. „Ich weiß nicht ob ich es mag, dass du Thunfisch von zwischen meinen Beinen isst.“
Neil verschluckte sich an seinem Sake. Er bedeckte seinen Mund mit einer Serviette, hustete und lachte zur selben Zeit. Ich konnte nichts tun als kichern und scherzte: „War das Absicht oder so? War das alles nur für einen schlechten Thunfisch Witz?“
„Nein!“ Er hatte sich von seinem heftigen Hustenfall erholt, aber sein Gesicht war immer noch leuchtend rot und in seinen Augen blitzte der Schalk: „Nein, das war es nicht. Ich hatte vergessen, dass ich es mit einem solch verdorbenen Individuum zu tun habe. In Zukunft werde ich unsere Treffen so planen, dass du sie nicht mit deinem jugendlichen Humor verdrehen kannst.“
„Viel Glück damit.“ Ich beugte mich zu ihm und seine Hände verschwanden in meinem dunklen Haar. Ich bin so froh, dass ich es heute offen gelassen habe, dachte ich, als sein Mund meinen bedeckte und seine Handflächen meinen Hinterkopf umfassten. 
Es scheint vielleicht nicht so, als ob es unheimlich sexy wäre, jemanden zu küssen, der gerade Sushi gegessen hatte und ok, es wäre vielleicht nicht meine erste Wahl, ohne vorheriges Zähneputzen. Aber in diesem Moment hätte ich ihn auch geküsst, wenn er gerade erst Limburger Käse gegessen hätte. 
Jede „versehentliche“ Berührung hatte meinen Körper in Flammen gesetzt und die Intimität, so entblößt vor ihm zu sitzen, hatte diese Empfindungen nur um etwa tausend Prozent verstärkt.
Er küsste mich langsam und gründlich, zog sich dann mit offensichtlichem Bedauern zurück.
„So gerne ich auch all das hier vom Tisch fegen und dich besteigen würde, das würde etwas mehr Chaos verursachen, als ich in der Lage bin, Rudy gegenüber zu erklären, wenn er für unser 15 Uhr Meeting kommt.“
Er strich mit seinen Lippen noch einmal über meine und schob sich dann mit seinem Stuhl zurück. „Und ich habe hier etwas für dich, da wir uns ja am Wochenende nicht sehen werden.“
Er drehte sich in seinem Stuhl herum und griff nach dem iPad, das er mir schon einmal geliehen hatte. 
„Da ist neues Lesematerial drauf, von dem ich hoffe, dass du einen Blick drauf wirfst. An den Rändern habe ich Notizen gemacht.“ Er reichte mir das Tablet, der Bildschirm war bereits beleuchtet.
Ich sah darauf hinab. In der Lese App waren tatsächlich drei neue Bücher. Das Handbuch für Devote. Das große Kink -Buch. Der dominante Verstand.
„ich dachte mir, bevor wir weitermachen, möchtest du vielleicht etwas Grundwissen. Dann bist du besser darauf vorbereitet, mir zu sagen, was du tun willst und womit du dich wohl fühlst.“
Seine Stimme war sanft und leise, wie eine Liebkosung und ich erschauderte.
Auf einem der Buchcover war ein künstlerisches Schwarzweißfoto von einer Frau auf ihren Knien, den Rücken durchgedrückt, die Brüste erhoben, den Körper in dieser Position gehalten durch eine komplizierte Verschnürung mit einem weißen Seil.
Ihre Augen waren mit einem weißen Schal verbunden, ihr Mund in Erwartung leicht geöffnet. Beim Gedanken, dass Neil das mit mir tun würde, durchlief eine neue Hitzewelle meine Pussy.
„Ich werde diese Bücher lesen.“ sagte ich, ein bisschen atemlos von der kurzen, sehr lebhaften Fantasie, die mich überfallen hatte. Ich riss meinen Blick von dem Bild los und sah seinen amüsierten Gesichtsausdruck. „Definitiv.“
„Es freut mich, das zu hören. Obwohl ich natürlich nicht erwarte, dass du das alles ganz auf dich gestellt lernst. Ich wäre mehr als glücklich, dir beim Training etwas Hilfestellung zu leisten.“ Er stellte den Teller zwischen meinen Beinen zur Seite und half mir vom Schreibtisch.
„Wie selbstlos von dir.“ Ich lächelte ihn honigsüß an, als er aufstand.
„Ich bevorzuge meine Partner so gut informiert wie möglich.“
Der Plural erinnerte mich an eine Frage, die ich irgendwann stellen musste. Ich schätzte, ich konnte ihn auch gleich fragen: „Was die Partner angeht...“
„Ah, ich glaube, ich weiß, was du fragen willst.“ Er kratzte seinen Nacken und wandte den Blick verlegen ab. „Ich weiß, du suchst nicht nach einer festen Partnerschaft, also versteh meine Absicht nicht falsch, wenn ich dir sage... mir wäre es lieber, wenn wir eine monogame sexuelle Beziehung führen.“
In Ordnung, nicht die Antwort die ich erwartet hätte. Nicht das es mich störte. 
„Das ist vollkommen in Ordnung für mich. Sollte einer von uns jemanden kennenlernen und diese Möglichkeit verfolgen wollen, können wir es ja einfach... beenden.“ Bei dem Gedanken verengte sich meine Kehle. 
Wie würde ich mich fühlen, sollte Neil das hier in ein paar Monaten beenden, um sich mit einer anderen zu verabreden?
Das wäre der Horror.
Ich schob dieses Gefühl der Unsicherheit beiseite. Schließlich konnte ich nicht erwarten, dass er für mich verfügbar bliebe, sollten sich seine Bedürfnisse ändern und er mehr wollen, als ich zu geben bereit war. Er konnte das genauso wenig von mir erwarten. Ich fügte schnell hinzu: „Ausserdem ist das wirklich sicherer.“
„Noch etwas worüber wir reden sollten, bevor wir weitermachen. Am Mittwoch war ich bei meinem Arzt und habe einige Tests machen lassen. Die üblichen, du weisst schon.“ sagte er und winkte ab. 
„Die Ergebnisse sind am Montag da, aber ich muss mich entschuldigen, dass ich dieses Thema nicht vorher angesprochen habe. Das war unverantwortlich und respektlos von mir.“ Er räusperte sich und fügte hinzu: „ Wenn es dir nichts ausmacht -“
„Ich hatte tatsächlich meine jährliche Untersuchung vor gerade zwei Wochen. Aber meine Ergebnisse habe ich noch nicht.“ Ich zuckte mit den Achseln. „Vermutlich hast du eine sehr viel bessere Versicherung als ich.“
„Ja, einer der Vorteile, wenn man beschämend reich ist, ist dass wenn du Syphilis hast, findest du das sehr viel früher raus als der durchschnittliche Bauer.“ Er klang etwas genervt, dass ich seinen Reichtum schon wieder erwähnt hatte.  
Ich wollte mich gerade  entschuldigen, als er hinzufügte: „Verhütung ist eine weitere Sache. Es wäre absolut in Ordnung für mich, weiter Kondome zu benutzen. Bitte fühl dich nicht verpflichtet -“
„Ich nehme schon die Pille.“ sagte ich achselzuckend. „Endometriose. Sollten wir beide eine 1+ bei unseren Tests bekommen, könnten wir es ohne Kondome versuchen, schätze ich. Du weisst schon, irgendwann mal.“
Für einen Moment lag eine gewichtige Stille zwischen uns und dann unterbrach uns ein Klopfen an der Tür.
„Ja, einen Moment.“ rief Neil und sah auf seine Uhr. „Verdammt. Das ist dieser Redakteur... ich habe seinen Namen vergessen.“
„Einer unserer Redakteure?“ quietschte ich.
„Verrat dich nicht.“ warnte er ruhig, selbstbewusst, so als wüsste er, dass ich in der Lage war, dieses Spiel zu spielen.
Er nahm einen Teller vom Tisch und reichte ihn mir. „Hier, nimm das mit. Falls du noch hungrig bist.“
Vollkommen aus dem Konzept gebracht, durch unser unvollendetes erotisches Treffen und der Angst, erwischt zu werden, stolperte ich wie benebelt davon.
Ich schloss so leise ich konnte die Tür auf, aber als ich sie öffnete, stand Jake mit einem eigenartigen Gesichtsausdruck davor.
„Mittagessen hinter verschlossener Tür?“ fragte er, sein Blick fiel auf den viereckigen schwarzen Teller.
„Ich habe ein bisschen zuviel bestellt.“ antwortete Neil an meiner Stelle, kühl und lässig wie immer.
Er war zurück hinter seinem Schreibtisch und aß sein Lunch, als ob ich nicht gerade mit weit gespreizten Beinen vor ihm gesessen hätte. „Kommen sie bitte herein... Josh?“
Ich sah die Verärgerung, dass jemand sich nicht an ihn erinnerte, über Jakes Gesicht gleiten und machte, dass ich aus dem Zimmer kam.

Im Zug auf dem Nachhauseweg, begann ich Das große Kink- Buch zu lesen.
Ich verpasste meine Haltestelle und musste mit einem anderen Zug nach Hause fahren.
Das meiste von dem Zeug, wusste ich bereits - Gott segne das Internet - aber ich hatte noch nie wirklich darüber nachgedacht, es zu tun.
Und wie er gesagt hatte, hatte Neil am Rand Notizen hinterlassen. Eine davon war dafür verantwortlich, dass ich meine Haltestelle verpasst hatte.
Hast du auch nur die geringste Ahnung, wie oft ich mir einen runtergeholt habe und dabei über dich und das hier fantasiert habe? Ich kann noch immer das Schmerzen meiner Handfläche fühlen, als ich deinen süßen kleinen Arsch versohlt habe. Die Art wie du deine Lippen geleckt hast, bevor du mich darum gebeten hast, dich zu versohlen. Ich würde das sehr gerne wieder tun.
Bis ich zuhause ankam, pochte mein Puls schon wie verrückt und ich hasste, hasste, hasste die echte Welt dafür, dass sie sich in mein Sexleben mischte. Ich öffnete die Tür und Holli rief „Hey.“ von der Couch aus. Sie sah sich eine alte Folge von Blind Date an. „Da ist ein Paket für dich.“
Ich ging zu der kleinen Essecke an der Wand, wo ein mittelgroßer Versandkarton stand. Die Firma, die es verschickt hatte, was mir unbekannt.
Stirnrunzelnd öffnete ich den Umschlag, der an der Aussenseite befestigt war. Da war ein Versandzettel mit einer persönlichen Nachricht.
Eine Kleinigkeit zur Feier Deines neuen Jobs.
Lass mich wissen, ob Du sie gebrauchen konntest.
Neil
Vielleicht hätte es mich stören sollen, dass er Geld für mich ausgab. Aber ich liebte Geschenke. Schamlos und ohne Ausnahme. Ich benutzte meinen Wohnungsschlüssel, um das Packband zu durchtrennen, als Holli rüberkam und sich neben mich stellte. 
Sie schnappte sich die Nachricht. In einem bekloppt heiteren Sing- Sang sagte sie: „Jemand hat einen Sugar- Daddy.“
„Ach, halts Maul.“ Ich grinste wie ein Idiot, als ich eine schwarze Schachtel aus dem Paket zog. Auf der Banderole war ein Bild von einer Makeup- Tasche mit Bürsten und Produkten abgebildet.
„Welcher neue Job?“ fragte Holli und sah von der Nachricht auf, mit vor Verwirrung zusammen gezogenen Brauen.
Verwirrt war ich auch. Ich hatte keine Ahnung, was Neil mir da geschickt hatte. Makeup? War das eine Art Test für den neuen Job? Und dann fiel mein Blick auf die Produktbeschreibung auf der Box.
„Oh mein Gott!“ Holli kicherte. „Sind das Sex Spielzeuge?“
Ich öffnete den Deckel und zog so etwas wie einen Puderpinsel mit dicken, gummiartigen Borsten heraus. Den Boden konnte man aufdrehen, dahinter verbarg sich ein Batteriefach. Ich konnte nicht glauben, wie etwas so lustiges gleichzeitig so süß und sexy sein konnte.
„Jup.“ lachte ich und hielt es für sie hoch. „Vibratoren, jede Menge davon. Oh nein, warte...“ Ich durchwühlte die Schachtel. „Nein, da ist auch noch Zeug, dass man auf die Muschi reibt, damit sie kribbelt.“
„Ich brauche jemanden, der meine Muschi kribbeln lässt.“ seufzte Holli und legte den Pinsel vorsichtig zurück in die Box. „Erzähl mir von diesem neuen Job!“
Das nahm mir etwas den Wind aus den Segeln. 
Trotz meiner Beförderung fühlte ich mich in meinem Sexleben momentan erfolgreicher, als in meinem Arbeitsleben.
Tatsächlich fühlte ich mich nicht ganz wohl dabei, Holli die Wahrheit über meinen neuen Job zu erzählen, da sie sich schon so darüber freute, als ob ich das ganz alleine geschafft hätte. 
„Neil hat mir die Stelle als Redaktionsassistentin der Beauty Abteilung angeboten.“
„Das ist fantastisch!“ Holli umarmte mich fast zu enthusiastisch für meine müden Knochen. „Wann wolltest du mir davon erzählen?“
Lachend trat ich zurück. „Das ist kein großes Ding, sowas wie ein Trostpreis dafür, dass Gabriella mich einfach zurückgelassen hat. Sie hatte mich auf eine Kandidatenliste gesetzt und Neil fühlt sich nicht wohl dabei, mich als Assistentin zu behalten, da wir miteinander schlafen. Also, freu dich nicht zu sehr.“
Hollis Gesichtszügen fielen, angesichts meiner Enttäuschung. Sie nahm mich in die Arme. „Ach Soph, Das bedeutet vielleicht, dass Gabriella dir den Job sowieso geben wollte, wenn sie geblieben wäre. Und Neil ist schlau genug, das zu erkennen.“
Überlass es Holli, etwas das wie eine fälschlich bekommene Errungenschaft schien, in etwas Positives zu verwandeln. 
In einem letzten Versuch mich aufzumuntern, schnippte sie mit den Fingern und ihre Kinnlade fiel hinab. „Wir sollten das mit einer Party feiern!“
Holli lebte für Partys. Einmal hatte sie sogar Partyhüte und Luftschlangen für den Geburtstag der Couch gekauft, nur um eine Entschuldigung fürs Kuchen essen zu haben.
Aber wir hatten schon einige Zeit keine Zusammenkunft mehr gehabt und mit meinem ganzen Leben auf den Kopf gestellt, würde es sich vielleicht ganz gut anfühlen, mit Freunden etwas Dampf abzulassen. 
„Meinetwegen.“ gab ich nach. „Aber bitte nicht vor nächstem Freitag. Und lade bloss keine Gruppe von Porteras Mitarbeitern ein.“
„Also gut, nur Freunde, die nichts mit der Arbeit zu tun haben.“ 
Sie runzelte die Stirn. „Herrgott, du scheinst nicht wirklich froh über die Beförderung zu sein.“
Sie hatte mich erwischt, ich seufzte schuldbewusst. „Ich denke nur, vielleicht hat Neil mir diesen Job nur gegeben, weil... du weisst schon.“
Holli wusste es besser, als das mit Binsenweisheiten abzutun. 
Sie war eine Optimistin, aber nicht bis zu einem Punkt, dass sie dachte die Wahrheit mit ihrer Positivität verbiegen zu können. 
„Na gut, dann musst du eben hart arbeiten, um dich zu beweisen. Aber nur dir selbst, Neil brauchst du nichts zu beweisen. Vergiss nicht, niemand sonst weiss, dass du mit ihm geschlafen hast. Soweit es alle anderen in deinem Büro angeht, wirst du nur befördert, ohne all das andere. Du weisst, du kannst das schaffen, Sophie.“ 
Sie packte meine Schultern und drückte sie. „Du weisst, Du bist die Richtige dafür, ganz egal was irgendjemand denken könnte, wie du den Job bekommen hast.“
Es ist fast lächerlich, wie einfach eine Umarmung einer Freundin deine Selbstzweifel verschwinden lassen kann.

Da es Freitag war, gab es eine Party zu der Holli ging. Sie lud mich ein, sie zu begleiten, aber ich lehnte ab.
„Abstinenz zugunsten deiner neues Spielzeuge?“ merkte sie richtig an, während sie sich ihre Ohrringe vorm Spiegel neben der Wohnungstür anzog.
Manchmal haut mich Hollis Schönheit einfach um. Es ist eine wirklich bizarre Sache, mit einem Model zusammen zu wohnen. Neunzig Prozent der Zeit, sieht sie wie eine ganz normale Person aus, aber wenn sie sich zum Ausgehen aufdonnert, ist es als ob die Seiten eines Magazins im Wohnzimmer zum Leben erwachen. 
Sie trug ein kurzes, mit Pailletten besetztes, navyblaues enges Kleid, mit tiefausgeschnittenem Rücken und langen Ärmeln. Spitze schwarze Peeptoe Pumps mit 12 cm hohen Absätzen trugen zu ihrer gertenschlanken Größe bei.
„Du sieht unglaublich aus.“ sagte ich mit derselben ehrlichen Bewunderung, die ich im Alrer von 4 Jahren für Cinderella gehabt hatte.
„Danke!“ Holli lächelte ihre Reflektion im Spiegel an und drehte sich zu mir um, mit ihren Händen Pistolen nachahmend. „Du bist sicher, dass ich dich nicht überreden kann?“
Ich schüttelte den Kopf. „Ich habe Sex Toys und schmutzige Bücher. Nirgendwo sonst möchte ich heute Abend sein.“
Das war eine Lüge, dachte ich mir, als sie die Tür hinter sich verschloss. Ich wäre lieber unter Neil, in seinem Bett im W.
Ich hob das Päckchen mit meinem Sex Spielzeug auf und nahm es mit in mein Badezimmer.
Nacheinander nahm ich alles aus der Schachtel, lächelte mit leichter Scham. 
Noch nie zuvor hatte mir ein Mann etwas so intimes gekauft und es führte dazu, dass ich kichern musste und mich ziemlich verdorben fühlte. Und seltsam gerührt. 
Vibratoren die als Makeup getarnt waren waren wirklich dass perfekte Geschenk, wenn man eine Redaktionsassistentin der Beauty Abteilung vögelte. Er hatte sich echte Gedanken gemacht.
Ich nahm eine Batterie von meinem Nachttisch und schob sie in den Lippenstift. Er brummte überraschend stark in meiner Handfläche, als ich ihn anschaltete. Es gab zwei weitere Vibratoren, eine Mascarabürste mit einer obszön knolligen Spitze und die Puderbürste, sowie verschiedene „Kompaktpuder“ in denen sich kühlende, wärmende und sensibilisierende Gels befanden.
Das Mittagessen mit Neil hatte mich so heiß gemacht, dass mich die Vibrationen der U- Bahn auf dem Heimweg fast zum kommen gebracht hatten. 
Die Bücher und seine skandalösen Randbemerkungen darin? Waren auch nicht hilfreich gewesen. 
Ich zog mich aus und dimmte die Nachttischlampe. Im niedrigen, goldenen Schein lag ich in meine Kissen gebettet und drückte den Vibrator gegen meine Klitoris, seufzend vor Erleichterung über die direkte Stimulation.
Die Notiz im iPad kam mir in den Sinn. 
Neil hatte sich bei dem Gedanken, mir den Hintern zu versohlen, einen runtergeholt? Die Idee, dass wir beide die letzten sechs Jahre übereinander fantasiert hatten war berauschend. 
War er so süchtig nach mir, wie ich nach ihm? Seit unserer allerersten Nacht hatte ich bei jeder Masturbation an ihn gedacht. Auch wenn ich es mit jemandem getrieben hatte und ja, schändlicherweise auch dann, wenn ich denjenigen mochte, schlich er sich regelmäßig in meine Gedanken am entscheidenden Punkt. 
Sehr oft war es seine Stimme in meiner Erinnerung gewesen, die mich über die Klippe zum Orgasmus trieb und meine größte sexuelle Angst war gewesen, dass ich auf dem Höhepunkt seinen Namen schrie.
Ich rieb den Vibrator in langsamen Kreisen über meine Klitoris, meine Finger schlossen sich über einem steifen Nippel und zogen daran. 
Ich stellte mir Neil vor, seinen großen Schwanz in seiner Faust, wie er mich wollte, wie er an mich dachte, bei der Erinnerung wie ich schrie und auf seinem Schoß zuckte, während er mir den Arsch versohlte.
Ich dachte daran, wie er geschaut hatte, als er durch seine Tür gekommen war und mich, mich selbst für ihn befummelnd, vorfand.
Ich wünschte mir, er könne mich jetzt sehen, während ich es mir, mit den Geschenken von ihm, selbst besorgte.
Meine Augen öffneten sich schlagartig. Er könnte mich sehen, wenn ich ein Foto schießen würde.
Mit schmerzender Klitoris sprang ich aus dem Bett, legte den Vibrator zur Seite und rannte durchs leere Wohnzimmer zur Garderobe, wo meine Digitalkamera hing. 
Ich würde auf keinen Fall ein Foto mit meinem Smartphone machen, mit dem Risiko es versehentlich auf Facebook oder sonstwo zu posten.
Ich lief zurück zu meinem Bett. Bevor ich jedoch erneut zum Lippenstift Vibrator griff, nahm ich das sensibilisierende Gel zur Hand. Seine Textur probierte ich zwischen Daumen, Zeige- und Ringfinger aus. Es fühlte sich ähnlich wie Lipgloss an. 
Ich verteilte ein wenig davon auf meiner Klitoris, genoss das Geräusch der Creme - und meiner eigenen Nässe - unter den Bewegungen meiner Finger.
Meine Hände bebten, als ich den Vibrator anschaltete und die Länge des roten Plastiks zwischen meine Schamlippen bettete.
Ich zog meine Beine an, so dass meine Füße flach auf dem Bett ruhten und bewegte mein Becken in kleinen, vorsichtigen Kreisen. Ich wollte mehr Kontakt, wollte kommen, aber ich wollte auch warten.
Ich wollte, dass er es sah.
Meinen Unterarm lehnte ich gegen mein Knie, damit die Kamera nicht wackeln würde.
Dann bewegte ich meine Hand langsam an meinem Körper hinab, meine Atmung beschleunigte sich bis ich keuchte, meine Finger spreizten meine Falten auf beiden Seiten des Vibrators. 
Ich schnappte nach Luft und wand meine Hüften, mir nur allzu bewusst des kribbelnden, heissen Gefühls, als meine intimste Körperstelle das Gel absorbierte. Mein Puls pochte in meinem herrlich angeschwollenen Fleisch, als ob jedes Molekül meines Körpers direkt zum Zentrum meiner Lust raste. Die Stimulation durch das kräftige Vibrieren war fast zu viel.
Ich presste die Spitze härter gegen mein Fleisch und rollte meine Zehen, mein gesamter Körper zuckte unter den packenden Stößen, die von meiner Klitoris ausgingen, als mein Höhepunkt durch mich schoss.
Meine Beine zitterten, ich schrie: „Oh, fuck!“ und drückte den Auslöser der Kamera.
Ich lag lange Zeit nur da, die Kamera in der einen Hand und den immer noch angeschalteten Vibrator in der anderen Hand. Es war sein lebhaftes Brummen, dass mich dazu zwang, mich aufzusetzen und ihn endlich auszuschalten.
Schweißnasses Haar aus dem Gesicht schiebend, betätigte ich den Regler an der Kamera , um das letzte geschossene Bild auf dem Display anzuzeigen.
Als ich das Foto meiner Schamlippen sah, die sich obszön um den Schaft des Sex Spielzeuges spreizten, verlor ich fast den Mut.
Meine Klitoris war fast so rot, wie das leuchtende Plastik, das dagegen gepresst war und meine Haut und die Schamhaare glänzten nass vom Gel. Zwei Finger, zu einem V geformt, zogen die Schamlippen zurück und sie waren nass und glänzten ebenfalls.
Dieses Foto konnte ich ihm sicher nicht geben. Ich würde vor Scham sterben, wenn es jemals jemand anderes sehen würde. 
Ich wollte es schon löschen, als ich mir seine Reaktion vorstellte. Dieser Gedanke ließ meinen Finger über der Taste innehalten.
Neil wollte mich. 
Ich brauchte keine weiteren Beweise, als die die er mir bereits gegeben hatte. 
Wir waren für sechs Jahre Liebhaber gewesen - auch wenn wir ausser zwei Nächten diese Jahre voneinander getrennt gelebt hatten und ich nicht seinen wirklichen Namen gewusst hatte. 
Wir hatten die glücklichste Chance bekommen, uns noch einmal gegenseitig zu geniessen. Und ich musste einfach die volle Erfahrung haben.
Das einzige Problem war, wie sollte ich ihm das Foto geben. 
Da er Zeit mit seiner Tochter verbrachte, wollte ich ihn währenddessen nicht damit auf dem Handy überraschen.
Ich wog das Risiko einer E- Mail ab, doch es war mir zu groß und ich wusste ja auch nicht, ob er sie auf dem Firmenserver öffnen würde, was dann zu einigen beschämenden Komplikationen führen würde.
Ich sah zu dem iPad auf meiner Kommode hinüber und mir kam ein wirklich teuflischer Gedanke.
Noch nie in meinem Leben hatte ich mich so auf das Ende eines Wochenendes gefreut.

Kapitel 9 folgt am Nachmittag, Kapitel 10 am späten Abend!

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